Dieses Bild beschreibt meine ersten Tage hier so gut. Eine riesig große liebenswerte, übermütige und tollpatschige Dogge im Arm. Eine fette Umarmung mit Pura Vida.
Ich bin seit 3 Tagen hier und könnte schon Bücher schreiben über das was ich gesehen und gehört und erlebt habe. Es ist spannend in ein neues lateinamerikanisches Land zu kommen. So vieles ist vertraut, so vieles ist doch anders. Ich komme in ein fremdes Land und kann die Sprache schon. Na ja irgendwie doch nicht so ganz. Der Akzent, der Slang, die Redegeschwindigkeit sind definitiv eine große Herausforderung und ich darf viel dazu lernen. Die Kultur ist ähnlich wie in Mexiko und in Bolivien. Aber doch anders. Genau so ist es mit dem Essen, mit der Infrastruktur, mit den Menschen...
Obwohl ich noch nie einen Tico (so heißen die Costa Ricaner) getroffen habe und auch sonst niemanden hier kannte, fühlt es sich an, als würde ich nach den letzten 3,5 Jahren in Deutschland zurück nach Hause kommen. Nach Hause in die Kultur meines Herzens.
Iglesia (Kirche)
Typisch Raphaela, habe ich mir natürlich nicht "einen Tag zum Ankommen" gegönnt, sondern bin gleich am ersten Tag um 5 Uhr aufgestanden (nur möglich mit Jetlag) und mit in den Gottesdienst gekommen. Susie (eine amerikanische Missionarin) hat mich und Emma (eine amerikanische Freiwillige, die für ein paar Wochen mit mir im Justice Haus wohnt ) von Zuhause abgeholt und mit in ihre neue Gemeinde genommen. Ich habe die Kirche betreten und war überwältigt von der schönen Atmosphäre dort. So viel Freude und Frieden an einem Ort. Die Kirche Comunidad PAS ist sehr groß, modern und lebendig und ich habe mich so über den wunderschönen spanischen Lobpreis gefreut. Ach wie habe ich das vermisst!! Der Gottesdienst ist sehr viel emotionaler als wir es in Deutschland gewohnt sind. Aber genau diese Leidenschaft und die bedingungslose Hingabe zu Gottes Wahrheit fehlt mir so sehr in vielen deutschen Gemeinden. Diese Klarheit in der Predigt und keine Zurückhaltung bei der Verkündigung der Frohen Botschaft ist genau das, was wir Christen und die ganze Welt heute brauchen!
Die Essenz der Predigt will ich gleich mal mit euch teilen :D
Wir sind dazu berufen die Herrlichkeit Gottes zu reflektieren! Der Heilige Geist schenkt uns Gaben und Früchte wie Frieden, Freude, Geduld, Freundlichkeit... lauter gute Sachen. Diese können wir aber nur empfangen wenn wir in enger Gemeinschaft mit Gott leben und Zeit mit ihm verbringen.
Diese Message war für mich sehr prägend und ich möchte jede Silbe davon in die nächsten Monate mitnehmen.
Los Ticos
Nach dem Gottesdienst hat Susie mich eingeladen mit ihrer Kleingruppe (Austauschgruppe aus der Gemeinde) zum Essen zu kommen. Wir sind mit Susies Tochter (ein Mädchen aus dem Safe House) zu einer Tica Familie gefahren und haben nach einer kurzen Lagebesprechung
mit einem Auto voller Menschen Essen geholt. Es gab ganz viel KFC und für mich als vegan/vegetarisch lebenden Menschen gab es ein super leckeres libanesisches Falafelgericht.
Vegetarisch zu essen sollte hier definitiv leichter sein als bei meinen letzten Auslandsaufenthalten. Yippiiiiieee :D!
Mit der ganzen Familie und ein paar jungen Leuten aus der Gemeinde saßen wir im schlichten, aber gemütlichen Wohnzimmer um zwei große Tische und haben gegessen und Maracujalimonade getrunken. Es wurde sehr viel und laut durcheinander geredet und ich hab die meiste Zeit nur versucht den Gesprächen zu folgen und die Witze zu verstehen die für viel Gelächter sorgten. Ich saß mit 13 "Fremden" an einem Tisch die ich an diesem Tag kennengelernt habe und ich hab mich so wohl gefühlt wie in einer alten Freundesgruppe. Die fröhliche unbeschwerte Atmosphäre, die selbstverständliche Gastfreundschaft und die Offenheit der Menschen sind Balsam für meine Seele. Ich habe gleich mal ein paar Tico-Wörter beigebracht bekommen, die ich mir unbedingt merken sollte um den nationalen Slang zu übernehmen. Nach dem Essen haben wir mit vollen Bäuchen im Hof Basketball gespielt und ich hab mit einer Tochter des Hauses den großen Garten erkundet, die Haustiere (von Huhn bis Wellensittich bis Boxer) angeschaut und die Bananenpflanzen bestaunt. Im Verlauf des Nachmittags kam der Jetlag über mich und ich musste mich hinlegen und den kleinen Kindern erklären, dass Deutschland seeeehr weit weg ist und die Menschen dort schon längst schlafen weil es dort mitten in der Nacht ist. Am Nachmittag gab es Kaffee (Lebenselixier der Latinos) und Gebäck und ich habe eine Costa Ricanische Käsecreme kennengelernt, die zum Frühstück oder zum Nachmittagssnack gegessen wird. Mit großer Antizipation wurde meine Reaktion auf die erstmalige Verkostung beobachtet und kommentiert. Im Verlauf des Tages wurde für alle Anwesenden eine Reise ans Meer geplant, damit Raphaela mal den schönen Strand sehen kann. Darauf freut sie sich schon sehr!
Nach meinem ersten ereignisreichen Tag mit vielen Begegnungen und Eindrücken bin ich todmüde und sehr glücklich ins Bett gefallen. Jetzt war ich wirklich angekommen.
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